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Eine GFK Box für die Elektronik

Ich bin gefragt worden, wie man eine Box für die Elektronik des eLongboards baut. Als ich mein erstes Board gebaut habe, habe ich einige Recherchen nach der idealen Lösung angestellt. Es gab im Netz einige Eigenbauten mit unter das Deck geschraubten Tupperdosen, andere haben ihren 3D Drucker bemüht, wieder andere haben sich mit Holz und Aluminiumleisten ausgetobt. All diese Lösungen haben mir persönlich nicht gefallen.
Das Problem ist die Wölbung des Decks. Die Box für Akkus und Elektronik sollte sich im Idealfall optimal an die Form des Decks anpassen, nicht zu schwer und trotzdem sehr stabil sein.
Daher habe ich beschlossen meine Box aus GFK selbst zu laminieren. Das Ergebnis ist optisch m.E. in Ordnung (insbesondere, wenn das Board richtig herum steht 😉 ), sehr stabil und passt sich genau der Form bzw. Wölbung des Decks an. Außerdem konnte ich es genau so konstruieren, dass die Größe für zwei LiPos, die Elektronik und die Verkabelung ausreicht. Mir war außerdem wichtig, dass die schweren LiPo Akkus kein Spiel nach unten bzw. oben haben, damit sie während der Fahrt nicht „rappeln“, was zum einen akustisch nerven würde und zum anderen dazu führen kann, dass das Material der Box ermüdet und sie irgendwann abreißt.
Die Konstruktion ist relativ einfach. Als erstes „bezieht“ Ihr die Unterseite des Decks mit gewöhnlicher Küchen Frischhaltefolie. Das schützt Euer Deck vor dem Harz und lässt sich nach dem Aushärten des Harzes sowohl vom Deck, als auch von der Box problemlos wieder abziehen.
Danach schneidet Ihr einen Karton in exakt die Größe, die der Innenraum der Box später haben soll. Die Außenseite des Kartons beklebt Ihr lückenlos mit Paketklebeband. Ich habe das etwas dickere, transparente Paketband von Tesa benutzt. Auch daran haftet das Harz nicht. Der Karton hat sich nach dem Aushärten relativ leicht aus der Box „herausziehen“ lassen. Den zurechtgeschnittenen und präparierten Karton befestigt Ihr genau an der Stelle des Decks, wo die Box später sitzen soll mit etwas von dem Paketklebeband.
Als nächstes benötigt Ihr Glasfilament, Epoxydharz und Härter. Ich habe alles zusammen bei Conrad in der Modellbauabteilung gekauft.
  • TOOLCRAFT 886590 Qualitäts-Glasfilamentgewebe 1 m²
  • TOOLCRAFT 1230973 Epoxydharz 1000 g und Härter L 400 g 1 Set

Der Härter braucht beim richtigen Mischungsverhältnis 40 Minuten, bis er anzieht. Das ist ausreichend Zeit, um das Harz vernünftig verarbeiten zu können. Bevor die eigentliche Sauerei aber losgeht sucht Ihr Euch am besten erst mal ein Plätzchen, wo Ihr zur Not auch ein bisschen mit Epoxydharz kleckern könnt. Die Küche oder andere Räume in der Wohnung kann ich nicht guten Gewissens empfehlen. 😉

Wenn Ihr alles griffbereit an Eurem Arbeitsplatz zurechtgelegt habt, solltet Ihr zuerst das Glasfasergewebe so zurechtschneiden, dass Ihr den Karton damit faltenfrei belegen bzw. umhüllen könnt. In etwa so, wie man ein Geschenk einpacken würde, nur ohne die Doppelfalz an den Stirnseiten. Plant auch mit ein, dass ein mindestens 5m breiter und stabiler Rand auf dem Deck entsteht, in dessen Ecken am Ende (nach dem Aushärten) die Löcher für die Befestigungsschrauben gebohrt werden.

Ich benötigt 6 bis 8 Lagen Glasfaser, damit die Box am Ende die erforderliche Stabilität hat. Wenn Ihr das erledigt habt, dann mischt Ihr das Harz mit dem Härter zusammen. Ich habe dazu ein altes Marmeladeglas benutzt, das ich nach dem Aushärten einfach wegwerfen konnte. Zum Auftragen des angemischten Epoxydharzes auf das Glasfasergewebe habe ich eine kleine Lackierrolle aus dem Baumarkt mit auswechselbaren Schaumstoffrollen benutzt.

Zuerst habe ich dann den präparierten Karton mit einer Schicht Harz überzogen und dann die erste Schicht zurechtgeschnittenes Glasfasergewebe darauf gelegt. Ihr könnt gut erkennen, ob es ausreichend mit Harz getränkt ist. Wenn das der Fall ist, dann wird es ganz durchsichtig. Achtet auch darauf, dass sich keine Luftblasen zwischen dem getränkten Gewebe und dem Karton bilden. Wenn die erste Lage auf dem Karton liegt, dann tragt mit der Rolle weiteres Harz auf und legt danach die nächste Schicht Gewebe auf. Auch solltet Ihr das Gewebe nicht immer nur „in der gleichen Richtung“ auf den Karton auflegen bzw. auftragen. Die Box bekommt mehr Stabilität, wenn Ihr die Richtung des Gewebes bei den Zuschnitten variiert. Auch ist es sinnvoll, die Ecken des Randes (dort wo die Löcher für die Befestigungsschrauben rein kommen) besonders zu verstärken. Da dürfen es auch gerne ein paar Lagen Gewebe und Harz mehr sein.

Wie bereits erwähnt härtet das Harz spätestens nach 40 Minuten (je nach Härter und Mischungsverhältnis) aus. Dann kann man es nicht mehr verarbeiten. Wenn sich nach dieser Zeit noch größere Mengen angemischtes Harz in dem Marmeladeglas befindet, wird es während des Aushärtens ziemlich warm bis heiß. Das liegt an der Thermischen Reaktion des Harzes mit dem Härter.

Ich habe die ersten 4 Lagen in einer Sitzung verarbeitet, die Box dann komplett durchhärten lassen und am nächsten Tag die nächsten 4 Lagen aufgetragen. Keine Ahnung ob das ideal ist. Bei mir hat es auf jeden Fall ganz gut funktioniert. 😉 Wenn Eure Box keinen transparenten Look bekommen soll, dann könnt Ihr das Harz auch nach Belieben mit Farbpigmenten einfärben und damit jede gewünschte Färbung erreichen.

Wenn Ihr 8 Schichten erreicht habt und die Box gut durchgehärtet ist, schneidet Ihr den Rand mit einer Schere oder einem Cutter sauber und gerade ab. An den Ecken und Rändern können scharfkantige Glasfasergrate entstehen, die Ihr am besten mit einer Feile glättet. Kann ich nur empfehlen. Spätestens, wenn man sich die Haut an den Fingern aufreißt weiß mann, warum GFK auch Glasfaser genannt wird. 😉

Zur Befestigung der Box unter dem Deck bohrt Ihr 4 Löcher durch das Longboard Deck und die Ecken des Randes der Box. Ich habe 4mm Schrauben und dazu passende Flügelmuttern benutzt. Damit kann ich die Box einfach abschrauben, wenn ich die Akkus laden möchte oder Hand an die Elektronik legen muss. Am Ende habe ich noch ein Loch für die Verkabelung des Speercontrollers mit dem Motor gebohrt. Seitlich habe ich ein zusätzliches Loch für den „Ein/ Aus“ Schalter gebohrt und es dann auf die richtige Form und Größe zurechtgefeilt (ging bei der eckigen Form des Schalters am besten).

So, das müsste es gewesen sein. Wenn Ihr eine andere Lösung für Eure Elektronikbox gefunden habt, dann schreibt mir gerne in die Kommentare oder per Mail. Das gleiche gilt natürlich auch bei Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag. 😉